Schreibraterei?

Schreibratgeber gibt es zuhauf. Meinungen dazu, welche man unbedingt lesen und befolgen sollte, natürlich auch.

„Wenn du BUCH von AUTOR nicht gelesen hast, dann kannst du auch nicht schreiben!“

„Wer nicht mindestens 5 Schreibratgeber hat, sollte auch nicht schreiben…“

Und so weiter. Was lernen wir daraus?

Schreiben ist total beschränkt! Man muss gaaaaaaanz viele Regeln befolgen. Sonst ist man weniger als der mieseste Schreiberling. Eigentlich ist es aber ganz einfach: Tu alles, was dir irgendjemand sagt. Beispiele:

1. Man muss auf eine bestimmte Weise plotten.

2. Man muss alle Ratgeber befolgen.

3. Man muss die Inhalte verschiedener Ratgeber kombinieren.

4. Man muss natürlich auch die Meinungen all derer befolgen, die mindestens ein Buch veröffentlicht haben. Am besten auch die aller anderen.

5. Man muss über bestimmte Themen schreiben. Nichts zu Spezielles, aber auch nichts, das schon hundertmal da war.

6. Man muss etwas völlig Neues schaffen.

7. Man muss typische Muster aufgreifen.

8. Der Inhalt muss eine spezielle Struktur aufweisen.

9. Man braucht ein bestimmtes Sprachniveau und den richtigen Wortschatz.

10. Es muss immer eine Moral vorkommen.

Diese Liste ließe sich natürlich beliebig fortsetzen. Es gibt einen Haufen Dinge, die jeder befolgen muss, der schreiben will. Oder zumindest von anderen Schreiberlingen (die man natürlich nicht so nennen darf, weil sie sind ja immer Schriftsteller).

Ich bitte zu beachten, dass all das vor Ironie nur so tropft.

Natürlich denkt nicht jeder so. Es geht darum, dass man nicht immer auf alles hören sollte, was jemand sagt. Nur weil jemand meint er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen, muss er noch lang nicht richtig liegen. Das gilt auch für jemanden, der Schreibratgeber schreibt. Manchmal ist der Ratgeber eher ein Rater und der Schreibratgeber eher Schreibraterei.
Auch ich halte es für sinnvoll sich hin und wieder mit den theoretischen Aspekten literarischer Texte zu befassen. Ich bin bei mancherlei Leuten froh, wenn sie mir Ratschläge geben und ich habe auch 4 Bücher zum Thema Schreiben.

Ich denke aber, dass nicht für jeden jeder Ratgeber geeignet ist. Weil nicht jeder auf die gleiche Art schreibt. So verschieden wie Menschen sind, so verschieden sind auch die Herangehensweisen.

Deshalb auch von mir eine „Schreibraterei“: Sucht euch Ratgeber, auch in Form von Büchern, genau aus. Denkt über das nach, was zu euch passt. Wenn ihr nicht wisst, was zu euch passt, dann probiert so lang herum, bis ihr euch selbst verstehen könnt.
Doch lasst euch nicht verunsichern. Ihr müsst nicht alle Meinungen und alle Ratschläge befolgen – nur ein paar.

21 Kommentare zu “Schreibraterei?

  1. Tinka Beere sagt:

    Mir wurde einmal gesagt, dass man keine Ratschläge verteilen sollte. Warum? Weil Ratschlag von schlagen kommt …
    ^^ Vielleicht Mal ein interessanter Gedanke. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und es gibt nicht einen einzigen richtigen Weg. Ich fand den „Schreibratgeber“ von Stephen King ganz hilfreich, weil er endlich ein Thema ansprach, bei dem ich noch keine zufriedenstellende Antwort bekommen hatte: Wie man überarbeiten kann. Wie er dabei vorgeht macht für mich Sinn und ich werde es sicherlich mal ausprobieren. Sehr interessant fand ich aber auch den autobiographischen Teil von „Das Leben und das Schreiben“. Es macht Mut und es zeigt einem, dass man nie Aufgeben sollte, wenn einem das Schreiben so viel gibt und es einem am Herzen liegt 🙂

    Lg Tinka

  2. veledalantia sagt:

    Super Beitrag..
    Ich hab Null Ratgeber (Bis auf kaiglaeser *grins*) aber der von Stephen klingt echt gut. Schreiben ist ja kein Kochbuch .Oder..Physik XDD

    • kaiglaeser sagt:

      Wenn ich dran denke, bringe ich es dir morgen mit, dann kannst es lesen 🙂 Aber Warnung: alt und nicht mehr im besten Zustand 😀

    • wiesenirja sagt:

      Ein Teil des Schreibens ist durchaus „Kochbuch“. 😉
      Sagen wir: solange man „Ratgeber“ als „Rat-Geber“ und nicht „Befehlsgeber“ ansieht, sind ein paar ganz nützlich. Nach 2–3 davon kommt allerdings meist nicht mehr viel Neues.

      Auch empfehlenswert sind übrigens „Plotting and Writing Suspense Fiction“ von Patricia Highsmith (1966) und Ursula LeGuins Ratgeber mit Übungen. (Letztere hat übrigens auch was auf ihrer Webseite (ursulakleguin.com) dazu stehen, unter „About Writing“.)

      Irja.

      • kaiglaeser sagt:

        Ich kenne beides nicht – ich bevorzuge 1. deutsche Sprache und 2. reicht „plotting“, um mir etwas zu vermiesen ;D aber kann ja durchaus sein, dass es gute Bücher sind 🙂

        Meiner Meinung nach gibt es ja auch für jeden etwas passendes – ich lese wieder einmal eines der Bücher von Hans Peter Roentgen, die finde ich noch am besten. Wenig Pflicht, viel Rat ;D

  3. Wunderwaldverlag sagt:

    So lang man sich an das erinnert, was im Grammatikuntericht in der Schule vorkam und sich an Orthographieregeln und den ganzen Duden-Sums hält, der seltsamerweise in keinem der Ratgeber ausführlicher besprochen wird – obwohl das die Grundlage der Kreativität ist! – ist alles möglich 🙂

    • kaiglaeser sagt:

      Ja, das stimmt allerdings. Ich male mir gerade aus, wie eine Geschichte aussehen mag, die nach Schreibratgeberregeln (am besten aus mehreren der strengsten zusammengeschustert) gebaut wurde, aber jedwede Grammatik vermisst (ein fehlender Punkt reicht, alles andere ist ZU schaurig…).

      Nein, das stell ich mir doch lieber nicht vor.

      Wie viele, die schreiben, wohl auch den einen oder anderen Duden besitzen? Oh, da kommt mir doch gleich noch eine Idee für einen weiteren Beitrag, wenn auch nur einen kurzen. (Und vielleicht macht ja noch jemand mit, mal gucken, ob es ankommt.) Vielen Dank 😀

      • Wunderwaldverlag sagt:

        Genau, die Interpunktion war’s doch, die Leben rettet, oder? 😉
        Ich habe zwar kein Duden-Museum zu Hause, aber immer den aktuellsten. Das reicht völlig.

      • kaiglaeser sagt:

        Achja, da war was.

        Zum Beispiel vom Ruf zum Essen hin zum Kannibalismus.

  4. Wunderwaldverlag sagt:

    Hat dies auf Wunderwaldverlag rebloggt.

  5. *schmunzelt* Hey, jeder muss selbst drauf kommen wie sie/er am besten schreibt. Alles andere sind nur Hinweise wie bei einer Schnitzeljagd.
    Andererseits wirft das eine interessante Frage auf: Wann wird der Schreiberling zum Autor?

    • kaiglaeser sagt:

      Das mit den Hinweisen finde ich gut. Ja. „Hinweisgeber“ wäre ein guter Name für diese Bücher! (Obwohl manche ja selbst dafür nicht zu verwenden sind…)

      Auch eine sehr schöne Frage! Ich glaube ich werd gleich mal was zur Bedeutung der Wörter verfassen (sprich: vor allem den Duden zitieren), aber das ersetzt noch lang keine Antwort auf deine Frage 😉 Vielleicht kannst du ja versuchen sie zu beantworten? Das könnte wirklich spannend sein.

  6. sehr gelacht!
    meine regel lautet: such dir jemanden, der wirklich kompetent ist und prüf seine ratschläge, als wenn es nicht um deinen text ginge, sondern um irgendeinen. trenn dich von dem, was du nur um seiner selbst willen liebst und von dem, was dir beim vorlesen peinlich wäre. und lies niemals schreibratgeber!
    oh. das sind wohl drei regeln 😀

  7. wiesenirja sagt:

    zu Kai, 31. August 2014 um 21:34
    >Ich kenne beides nicht – ich bevorzuge 1. deutsche Sprache und 2. reicht “plotting”, um mir etwas zu vermiesen ;D

    Zumindest Highsmith gibt (gab) es auch auf Deutsch. Und sie schreibt ziemlich locker, wenn ich mich richtig entsinne.
    Auf H.P. Roentgen bin ich erst gestoßen, als ich meine x Ratgeber schon „durch“ hatte. Wie gesagt: Irgendwann kommt nicht mehr viel Neues.

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